Schweizer Meisterschaften Biel

22. / 23. Juni 2024 - Biel/Bienne

Rangliste / Fotocredits: KVKSO - D. Müller / STV - Lino Neeser

Perfektes Wetter für spannende Wettkämpfe im Swiss Tennis Center Biel war angesagt: Strömender Regen. Drinnen ging es heiss zu und her. Das Publikum war motiviert und der leichte Magnesia-Dunst zeugte von viel Engagement und harter Arbeit.

Die Ausgangslage an der SM war dieses Jahr sehr anspruchsvoll für die Solothurner. Der Elitewettkampf stand ganz im Zeichen der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris. Entsprechend gut vorbereitet und top motiviert waren rund 10 Aspiranten auf einen der heiss begehrten Plätze. Das machte den Wettkampf ungleich schwieriger für das Solothurner Kader mit Noah Bitterli (TV Oberbuchsiten), Silas Fricker (Biberist aktiv!) und Ian Staubitzer (TV KUTU Solothurn / TV Inkwil). Silas sicherte sich einen Startplatz im Boden- und Barrenfinal und holte am Boden die Bronzemedaille nach Solothurn. Bei den Amateuren lieferte sich Alessandro Signoroni (TV Bellach) ein Kopf-an-Kopfrennen um das Podest und die Junioren Tim Bühlmann (TV KUTU Solothurn), Luan und Janik Mann (STV Langendorf) sowie Roman Tosato (TV Subingen) holten zwei Diplome (Tim / Janik) im Mehrkampf und Janik gewann sowohl im Barren- wie auch im Reckfinal die Bronzemedaille.

Elite

Das Who-is-Who der Schweizer Kunstturnszene präsentierte sich am frühen Abend dem zahlreich erschienen Publikums in Biel. Es ging nicht nur um den Meistertitel, sondern auch um ein Ticket für die Olympiade in Paris. Es sollte ein Kunstturnspektakel erster Güte werden. Dass dies keine vorteilhafte Ausgangslage für das Solothurner Elite-Team war, versteht sich von selber. Trotzdem warfen unsere Jungs mit Routinier Noah Bitterli und Silas Fricker sowie Ian Staubitzer – nach 2023 ihr zweiter Auftritt auf höchster Stufe – alles in die Waagschale. Noah und Silas zeigten einen soliden Wettkampf, hatten aber keine Ausreisser nach oben. Im Vergleich zur formstarken Konkurrenz aus dem Aargau und Zürich fehlten zusätzliche Schwierigkeiten. Letztlich platziere sich Noah auf Platz 13 und knapp hinter ihm auf Rang 14 folgte Silas. Ian kämpfte bereits zu Beginn mit Schwierigkeiten. Er fühlte sich nicht fit und hatte Mühe in den «Flow» zu kommen. Wegen den schwierigen Elementen und dem hohen mentalen sowie körperlichen Einsatz gibt es für Kunstturner nur alles oder nichts. Ist man nicht fit, kann rasch etwas passieren. So verzichtete Ian auf die Ringübung in der Hoffnung, am Sprung ein Gerätefinal zu erreichen. Leider war ihm auch dies vergönnt und so musste er sich mit 18 Platz im Mehrkampf zufriedengeben.

Da jeweils nicht alle qualifizierte Turner in den Gerätefinals starten, rutschte Silas am Barren und Boden nach und konnte am Sonntag nochmals seine Fähig- und Fertigkeiten unter Beweis stellen. Im Vergleich zur Konkurrenz zeigte er die einfachste Bodenübung mit einem D-Wert (Schwierigkeit) von 4.6 Punkten. Dafür gelang ihm die Ausführung ausgezeichnet und wurde mit der besten E-Note (Ausführung) belohnt. Hauchdünn mit einem Vorsprung von 0.033 Punkten setzte er sich durch und gewann die Bronzemedaille. Am Barren war die Luft dann raus. Zu viele Unsicherheiten und entsprechend zahlreiche Abzüge sowie 3 Penalty-Punkte machten ihn zum Schlusslicht des Barrenfinals. Wir gratulieren zu Bronze in einem hochkarätigen Bodenfinal.

Junioren

Die Ausgangslage bei den Junioren war bedeuten offener als bei der Elite. Die Favoriten kommen auch hier aus den Kantonen Zürich und Aargau. Alle zwei Jahre starten die Junioren zusammen mit der Elite, im Jahr darauf dann wieder an der Schweizer Meisterschaft der Junioren (SMJ). Tim Bühlmann und Janik Mann zeigten einen sehr guten Mehrkampf. Tim brillierte am Pferdpauschen und holte dort die zweitbeste Note sowie ein Ticket für den Gerätefinal. Auch an den Ringen klappte es mit dem Finaleinzug. Bei Janik Mann waren genau diese Geräte eher ein Problem. Dafür trumpfte er am Reck und Barren auf und holte sich gleich zwei Startplätze für Sonntag. Nach einem anstrengenden Mehrkampf wurden beide mit einem Diplom belohnt: Tim für Rang 7 und Janik für Rang 8.

Luan Mann liess das Pferdpauschen mangels Trainingserfahrung aus. Am Barren gelang ihm eine sehr gute Übung und so konnte er am Sonntag zusammen mit seinem Bruder im Barrenfinal starten. Im Mehrkampf erreichte er den 12. Rang. Für Roman Tosato war es der erst Auftritt auf der grossen Bühne der Elite SM. Erfahrungen sammeln war das Motto. Am Ende klassierte er sich auf Platz 14.

Die Gerätefinals am Sonntag waren eine veritable Achterbahnfahrt. Tim konnte seine Leistungen am Pferd vom Vortag nicht erneut abrufen. Am Samstag noch mit 12.533 belohnt musste er am Sonntag diverse Abzüge in Kauf nehmen sich mit 10.466 Punkten resp. Rang 6 zufriedengeben. An den Ringen lagen die Finalisten extrem eng beieinander. Tim erhielt 12.033 Punkte und klassierte sich auf Platz 5. Der Sieg ging mit 12.500 Punkten an Nico Oberholzer (ZH) – weniger als ein halber Punkt mehr als Tim.

Janik war im Sprungfinal auf gutem Kurs. Sein erster Sprung gelang nach Wunsch. Im zweiten Versuch musste er viele Abzüge für die Ausführung sowie ein Penalty von 0.3 Punkte hinnehmen. Resultat: Platz 5. Am Barren sass zusammen mit Janik auch sein Bruder Luan auf der Teilnehmerbank. Luans Übung wurde als die einfachste Übung (D-Wert 3.0) aller Teilnehmer bewertet. Da muss die Ausführung perfekt sitzen. Leider wurden viele Abzüge vorgenommen und es resultierte Rang 5 für ihn. Janik nahm nach dem Sprung Fahrt auf. Souverän konnte er seine Übung durchturnen. Der Lohn für die harte Arbeit. Platz 3 und die Bronzemedaille. Wie immer ist das Reck das Schlussgerät der Finals. Auch hier qualifizierte sich Janik für den Final. Seine Übung glänzte nicht durch hohe Schwierigkeiten, sondern durch saubere Ausführung. Dazu stürzten einige der Konkurrenten. Und so gelang Janik das «Double» mit Platz 3 und der 2. Bronzemedaille.

Amateure

Den Start am Samstagmorgen machten die Amateurinnen und Amateure. Für die KVKSO war Alessandro Signoroni (TV Bellach) mit von der Partie. Er startete an den Ringen ausgezeichnet und holte mit 12.766 Punkte gleich die Bestnote aller Ringturner. Der Sprung lief nicht ganz nach Wunsch. Ein paar Schritte und dazu ausserhalb der Begrenzung führten im Nachhinein zum ersten Streichresultat. Bei den Amateuren fliessen jeweils die 4 höchsten Noten in die Endwertung ein. Der Barren war dann wieder äusserst solid. Schön ausgeführte Element gaben gleich nochmal die Höchstnote des Barren-Teilnehmerfeldes. Damit stiess Alessandro die Türen weit auf für einen Podestplatz. Das Reck liess er aus und so mussten die beiden letzten Geräte - Boden und Pferdpauschen - die Entscheidung bringen. Im Vergleich zur Konkurrenz turnte Alessandro eine einfachere Bodenübung. Mit 8.600 Punkten in der Ausführung (E-Wert) zeigte er die am besten ausgeführte Übung. Der Kampf um das Podest erreichte nun die Schlussphase. Mit von der Partie waren Fabio Strauss (SH), Ewan Onomor (GE) und Théo Ezahr (GE). Am Pferdpauschen ist es schwieriger, eine hohe Punktzahl zu holen als an anderen Geräten. So musste Alessandro vollen Einsatz zeigen, um noch ein Wörtchen mitzureden. Es gelang ihm eine sehr schöne Übung. Einzig beim Abgang musste er noch etwas nachdrücken, um die Handstandposition zu erreichen. Die Konkurrenz holte sich derweilen an den anderen Geräten auch sehr gute Noten und so war klar, dass es eine enge Angelegenheit wird. Leider fehlten letztlich etwas weniger als 0.200 Punkte auf das Podest und nicht mal 0.700 Punkte für Platz 1 – der undankbare vierte Rang ging diesmal nach Solothurn. Gratulationen zum ausgezeichneten Wettkampf hat Alessandro allemal verdient und bei der nächsten Gelegenheit ist das Zehntels-Glück dann vielleicht wieder auf seiner Seite.

Wir gratulieren allen Turnern ganz herzlich zu ihren Leistungen. Auch wenn nicht alles nach Wunsch verlief, waren es spannende und mitreissende Wettkämpfe. Die nächste Gelegenheit sich auf nationaler Ebene zu präsentieren kommt schon bald. Am 21. / 22. September 2024 finden die Schweizer Meisterschaften der Mannschaften in Liestal statt. Nach dem Aufstieg in die Nationalliga A im vergangenen Jahr freuen wir uns schon heute, das Solothurner Team in der höchsten Liga anzufeuern.

Übersicht der Rangierungen

(G, S, B = Medaillen / * = Diplom)